Datenhoheit & Datenschutz: Was vernetzte Autos wirklich speichern – und warum die Datensicherheit im Auto alle etwas angeht
Autos, die mitdenken, mitlenken und mitreden – willkommen in der schönen neuen Autowelt! Doch bei all der smarten Technik rollt auch eine neue Herausforderung auf uns zu: globale Datensicherheit im Auto und der Umgang mit unseren Daten. Denn moderne Fahrzeuge sind längst keine isolierten Maschinen mehr. Sie funken, speichern, analysieren – und zwar massenhaft. Die Frage ist nur: Wer darf das eigentlich? Und wo?
Ich zeige euch, was es mit der sogenannten „Datenhoheit“ auf sich hat, welche Länder wie damit umgehen und warum das kein Nebenthema ist, sondern für uns alle wichtig wird – egal ob Autofans, Pendler:innen oder Branchenprofis.
Was bedeutet Datenhoheit eigentlich?
Stellt euch vor, euer Auto sammelt Infos über euren Standort, eure Stimme, euer Fahrverhalten, vielleicht sogar euer Gesicht – und diese Daten landen irgendwo auf einem Server in einem anderen Land. Genau hier kommt Datenhoheit ins Spiel: Sie legt fest, dass solche Daten den Gesetzen des Landes unterliegen müssen, in dem sie erhoben wurden. Klingt logisch, ist aber global betrachtet ein ziemliches Durcheinander.
Denn Datenhoheit ist mehr als nur ein Buzzword. Es geht um Privatsphäre, Wettbewerbsfähigkeit, nationale Sicherheit – und um unser Vertrauen.
Was in den einzelnen Regionen gilt: Globale Datensicherheit im Auto, ein Blick auf die Weltkarte
🇨🇳 China
Seit Oktober 2021 ist in China Schluss mit Datentourismus. Wer dort Autos verkauft, muss sicherstellen, dass sensible Daten wie Fahrzeugstandorte, Bilder oder biometrische Infos im Land bleiben. Vor einer Übermittlung ins Ausland? Prüfungspflicht! Tesla und BMW haben bereits lokale Rechenzentren gebaut. Verstöße können richtig teuer werden – oder den Zugang zum Markt kosten.
🇪🇺 Europäische Union
Hier regelt die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung), was erlaubt ist – und was nicht. Fahrzeugdaten dürfen nur mit ausdrücklicher Zustimmung verarbeitet werden. Der Datentransfer außerhalb des EWR ist nur erlaubt, wenn im Zielland ein vergleichbarer Datenschutzstandard gilt. Obendrauf kommt das EU-Cybersicherheitsgesetz mit freiwilligen, aber dringend empfohlenen Zertifizierungen. Wer gegen die DSGVO verstößt, muss mit bis zu 20 Millionen Euro oder 4 % vom Jahresumsatz rechnen.
🇺🇸 USA
In den Vereinigten Staaten gibt es (noch) kein einheitliches Gesetz zur Datenhoheit. Kalifornien prescht mit dem CCPA vor, das Verbrauchern Einsicht, Löschung und Widerspruch gegen die Datennutzung gewährt. Auf Bundesebene ist das ADPPA in Planung. Das NIST liefert freiwillige Sicherheitsstandards, und die FTC nimmt immer wieder Autohersteller wegen intransparenter Praktiken ins Visier.
🇯🇵 Japan
Mit dem APPI hat Japan ein strenges Datenschutzgesetz, das auch Fahrzeugdaten betrifft. Verbraucher:innen haben Rechte auf Auskunft, Löschung und Widerspruch. Die Daten dürfen nur ins Ausland, wenn dort ein angemessenes Datenschutzniveau herrscht. Das METI empfiehlt Verschlüsselung und regelmäßige Software-Updates – gerade für vernetzte Fahrzeuge.
🌍 Globaler Süden
Viele Länder importieren Fahrzeuge, können aber die Datenpraktiken der Hersteller kaum beeinflussen. Einige Staaten wie Nigeria, Kenia oder Südafrika orientieren sich an der DSGVO. Andere müssen erst regulatorisch aufholen. Thailand zum Beispiel erlebt aktuell einen Boom chinesischer E-Autos, während die eigene Datenschutzaufsicht noch in den Kinderschuhen steckt.
Die größten Baustellen: Wo es noch hakt
- Grenzüberschreitende Verwaltung: Ein und dasselbe Fahrzeug kann Daten in mehreren Ländern erzeugen. Ohne einheitliche Regeln wird das zum juristischen Hindernislauf.
- Cybersicherheit: Vernetzte Fahrzeuge sind ein gefundenes Fressen für Hacker. Einbruch ins System = Einblick ins Leben. Hersteller müssen aufrüsten.
- Standards fehlen: Noch gibt es keine globalen Standards, wie Fahrzeugdaten verarbeitet, gespeichert oder anonymisiert werden sollen.
- Transparenz & Einwilligung: Viele Autofahrer:innen wissen nicht mal, dass ihr Auto Daten sammelt. Noch weniger wissen, was damit passiert.
- Anonymisierung: Gerade bei Kamera- und Sensordaten ist das tricky. Kennzeichen, Gesichter oder Bewegungsmuster lassen sich nicht immer eindeutig anonymisieren – müssen es aber, wenn personenbezogen.
Und wie kommen wir aus der Nummer wieder raus?
Globale Datensicherheit im Auto: Hier ein paar Lösungsansätze, die auf dem Tisch liegen:
- ✅ Lokale Rechenzentren bauen oder Partner vor Ort finden: So bleiben Daten im Land und unterliegen lokalen Gesetzen.
- ✅ KI-basierte Anonymisierung: Kamera- oder Sensordaten DSGVO-konform unkenntlich machen, bevor sie überhaupt gespeichert werden.
- ✅ Rechtsberatung & Compliance-Audits: Wer international verkauft, muss sich international auskennen. Punkt.
- ✅ Offene Kommunikation: Kund:innen wollen keine AGB-Romane. Sie wollen wissen, was gespeichert wird und wozu.
- ✅ Globale Kooperation: Ohne gemeinsame Standards bleibt es beim Flickenteppich. Auch Autobauer müssen an einen Tisch.
Fazit: „Globale Datensicherheit im Auto“ und insbesondere die Datenhoheit sind kein Nischenthema
Die Automobilbranche steht an einem Scheideweg. Smart Cars müssen nicht nur sicher und effizient sein, sondern auch vertrauenswürdig. Datenschutz ist kein Zusatzmodul, sondern Grundausstattung.
Der Weg zur Datenhoheit ist lang, komplex und voller Stolpersteine. Aber wer sich jetzt nicht drum kümmert, bleibt irgendwann stehen – egal, wie modern der Antrieb ist.
Euer Auto ist ein rollender Datensammler. Die Frage ist nicht mehr, ob es Daten erhebt, sondern wie damit umgegangen wird. Und genau da liegt unsere Verantwortung.
Mehr dazu? Ich bleibe dran.
Info: TÜV NORD Guardian: Neue Lösung zum Datenschutz im Connected Car. Guardian ermöglicht die sichere Löschung persönlicher Daten auf der Fahrzeugoberfläche und deckt Manipulationen auf.
Noch keine müden Augen? Dann gibt’s hier noch was:
und:
Wenn der Stromer ölt – der Ioniq 5
Augen auf beim Autokauf: So erkennt ihr gefälschte Fahrzeugpapiere und schützt euch vor Abzocke
No responses yet