LIQUI MOLY

Liqui Moly, vom Notfall-Additiv zur globalen Marke. Ulm im Jahr 1957: Aus einer unscheinbaren Blechdose der US-Army entsteht eine Marke, die Jahrzehnte später in mehr als 150 Ländern bekannt sein wird. Damals enthielt die Dose Molybdändisulfid, kurz MoS₂, einen Festschmierstoff, der schon im Zweiten Weltkrieg Piloten half, nach einem Treffer sicher zu landen. Selbst wenn das gesamte Motoröl verloren ging, haftete MoS₂ an den Metallflächen und schützte den Motor vor einem sofortigen Ausfall.

Hans Henle erkennt das Potenzial und kauft sowohl das Patent als auch die Markenrechte. Am 31. März 1957 trägt er die Liqui Moly GmbH ins Handelsregister ein. Das erste Produkt, das KFZ 1, basiert auf MoS₂ und wird zum Grundstein eines Unternehmens, das sich in den kommenden Jahrzehnten stetig erweitern und wandeln sollte.

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Von Additiven zu Motorölen

In den 1970er Jahren öffnete sich Liqui Moly schrittweise internationalen Märkten. Anfangs waren es Österreich, die Schweiz, Jugoslawien und Ungarn, bald jedoch auch Chile und Argentinien. Das Sortiment wuchs kontinuierlich. Neben den MoS₂-Produkten kamen erste Kraftstoffadditive hinzu. Ende der 1970er wagte Liqui Moly schließlich den Schritt ins Motorölgeschäft. Die ersten Öle enthielten selbstverständlich MoS₂.

Auch das Markenbild entwickelte sich parallel weiter. Aus „LM“ wurde „LM Liqui Moly“. Blau, Weiß und Rot erschienen zum ersten Mal als Firmenfarben. Öffentlichkeitswirksame Aktionen wie die Bodensee-Umrundung mit zwei VW Käfern ohne Motoröl, nur mit MoS₂-Additiv, verschafften der Marke einen festen Platz in der Fachpresse und in der öffentlichen Wahrnehmung.

1978 folgte dann eine strategische Entscheidung: Liqui Moly produzierte fortan selbst. Der Umzug ins Industriegebiet von Ulm-Lehr schuf dafür Platz für Produktion, Lager und Logistik.


Ernst Prost und der internationale Aufstieg

Anfang der 1990er trat Ernst Prost in das Unternehmen ein und übernahm den Vertrieb. Er brachte neue Dynamik in das Geschäft. Exklusive Werksverträge, die den Vertrieb gebremst hatten, wurden beendet. Fachhandel und Export wuchsen deutlich. Prost erkannte früh, dass Kundennähe im Ölgeschäft entscheidend war. Konzepte wie wiederbefüllbare Ölcontainer und kostenlose Werkstattausrüstung gegen Abnahmeverpflichtung verschafften Liqui Moly spürbare Vorteile gegenüber vielen Großkonzernen.

Zwischen 1996 und 1998 kaufte Prost die Anteile der Gründerfamilie und wurde geschäftsführender Gesellschafter. Unter seiner Führung professionalisierte sich das Marketing. TV-Werbung, Sponsoring und Motorsportauftritte machten Liqui Moly zu einer bekannten Marke. 2018 verkaufte Prost seine Anteile an die Würth-Gruppe und blieb noch einige Jahre Geschäftsführer, bis er 2022 in den Ruhestand ging.


Wachstum und Kritik

Liqui Moly wuchs stetig weiter. Neue Tochtergesellschaften in den USA, Australien, Frankreich, Italien und Großbritannien erweiterten das internationale Geschäft. 2024 erreichte das Unternehmen erstmals einen Umsatz von einer Milliarde Euro.

Doch Wachstum brachte auch Fragen mit sich. Die Sponsoring-Strategie, die von der Formel 1 über Handball bis zur NBA reichte, sorgte für enorme Sichtbarkeit, aber auch für Kritik. Unklar blieb, wie hoch der tatsächliche Nutzen solcher Engagements langfristig ist.

Auch Umweltaspekte rückten zunehmend in den Fokus. Während Liqui Moly in den 1980ern als fortschrittlich in Sachen Wiederverwertung und Verpackungsvermeidung galt, bleibt bis heute offen, wie sich die Marke in Richtung CO₂-Reduktion und nachhaltiger Schmierstoffe positioniert.


Neue Führung und aktuelle Ausrichtung

Nach dem Ausscheiden von Ernst Prost übernahm Günter Hiermaier die Geschäftsführung, unterstützt von Dr. Uli Weller. Später kam Salvatore Coniglio hinzu. Unter dieser neuen Führung präsentiert sich Liqui Moly heute als gewachsene internationale Marke mit klaren Strukturen. Gleichzeitig steht das Unternehmen vor der Aufgabe, neue Antworten auf alte Fragen zu geben und sich in einer sich wandelnden Mobilitätswelt zu positionieren.


Fazit

Liqui Moly erzählt die Geschichte eines Mittelständlers, der mit einem Nischenprodukt startete und sich zu einem Global Player entwickelte. Die Marke lebt von Tradition, technischer Expertise und cleverer Vermarktung. Doch wer im globalen Ölgeschäft langfristig bestehen will, muss Antworten auf Umweltkritik, Produkttransparenz und Sponsoringeffizienz liefern. Liqui Moly steht heute nicht mehr nur für MoS₂, sondern auch für die Frage, wie ein klassischer Ölhersteller in einer Welt im Umbruch seinen Platz behaupten kann.

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