Moin ihr Lieben, heute nehme ich euch mit in die Welt von Gulf. Das Logo kennt ihr alle. Hellblau, Orange, Rennflair. Aber was steckt dahinter, wenn man tiefer bohrt? Eine echte Ölmacht (von früher) oder (heute) vor allem Marke, Merch und Lizenzgeschäft?
Von Spindletop zum Global Player
Angefangen hat alles 1901 in Texas am legendären Spindletop. Aus dem Boom rund um Beaumont entstand 1907 die Gulf Oil Corporation. Dahinter stand viel Geld aus Pittsburgh, allen voran die Mellon-Familie. Gulf wuchs schnell, baute Raffinerien, legte Pipelines, erfand die Drive-in-Tankstelle und verteilte kostenlose Straßenkarten. Vertikal integriert von der Förderung bis zur Zapfsäule. In den Vierzigern gehörte Gulf zu den ganz Großen in den USA.
Technik, Tempo, Pioniergeist
Gulf war nicht nur Händler, sondern auch Tüftler. Katalytisches Cracking in Port Arthur, frühe Offshore-Bohrungen und jede Menge Spezialschmierstoffe. International kam Schub über Kuwait. Zusammen mit der damaligen Anglo-Persian entstand 1934 die Kuwait Oil Company. Das preiswerte Rohöl aus Burgan machte die Expansion in Europa, Afrika und Südasien möglich. Parallel kaufte Gulf Tankstellennetze zu und prägte so das Straßenbild ganzer Regionen.
Gulf: Glanz und Schatten
Zur Gulf-Erzählung gehören Innovation und Werbung, aber eben auch Politik und Skandale. Beziehungen zu Regierungen, Zahlungen, die Fragen aufwarfen, und später Ermittlungen gegen Führungskräfte wegen illegaler politischer Spenden. In den siebziger Jahren verlor Gulf wichtige Förderquellen, Projekte in der Nordsee und in Cabinda waren teuer, gleichzeitig drückten Rezession und Strukturwandel.
Der große Showdown der Achtziger
Als die Margen sanken und der Aktienkurs schwächelte, witterten Raider ihre Chance. T. Boone Pickens stieg ein, der Druck wuchs, Teile wurden verkauft und 1985 ging Gulf in einer Mega-Fusion in Chevron auf. Für Pittsburgh bedeutete das den Abschied von einer Ikone und den Verlust vieler Jobs. Die Marke Gulf verschwand damit nicht. Sie wanderte als eigenständiges Asset in verschiedene Hände und lebte weiter auf Tankstellenschildern, Kanistern und Rennwagen.
Und heute: Wer oder was ist Gulf eigentlich?
Heute besteht Gulf aus zwei Welten. In Nordamerika betreibt Gulf Oil LP vor allem ein Markennetz an der Ostküste. Die Firma wechselte mehrfach den Besitzer und gehört seit Ende 2023 zu RaceTrac. Es geht um Versorgung, Terminals, Franchise und Lizenzen. In vielen Staaten seht ihr wieder Gulf-Schilder, oft in Partnerschaften mit Convenience-Ketten.
Außerhalb der USA liegt die Marke bei Gulf Oil International aus dem Umfeld der Hinduja Group. Dort dreht sich fast alles um Schmierstoffe, Fette und Franchise-Tankstellen. Das Geschäftsmodell ist schlank. Kaum eigene Anlagen, viel Lizenz, viel Marke, viel Vertrieb. In Teilen Europas laufen Stationen unter Gulf-Flagge, allerdings meist über Lizenzpartner. In Spanien und Portugal gehört die Marke zu TotalEnergies und in Großbritannien betreibt ein Lizenznehmer ein Stationsnetz. Die Produktwelt reicht von Motorölen für Pkw über Heavy-Duty-Schmierstoffe bis zu Industrieölen.
Motorsport als Markenmotor
Das hellblaue Orange ist Kult. Ford GT40, Porsche 917, Steve McQueen in Le Mans. Dieses Erbe nutzt Gulf bis heute. Kooperationen mit McLaren und Williams halten die Farben präsent. Dazu kommen Aktionen im Fußball und andere Partnerschaften. Das erzeugt Sichtbarkeit, vor allem in Köpfen von Fans. Technische Alleinstellung entsteht daraus nicht automatisch, aber die emotionale Bindung ist da.
Gulf Fazit
Also, was ist Gulf im Jahr 2025? Eine große Vergangenheit, ein starkes Logo und eine geschickte Markenmaschine. Operativ ist Gulf heute weniger Ölkonzern im klassischen Sinn und mehr Netzwerk aus Lizenzen, Partnerschaften und Vertrieb. Ihr bekommt solide Schmierstoffe und ein Gefühl von Racing-Heritage. Aber das Bild vom vollintegrierten Giganten mit eigenen riesigen Fördermengen passt nicht mehr. Irgendwie schön anzusehen, irgendwie warm ums Schrauberherz, aber irgendwie eben auch vor allem Marke. Fühlt sich gut an, riecht nach Benzinromantik, ist strategisch jedoch eher leichtgewichtig.
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