Ich hab mich mal durch den Elektromarkt der Nation bewegt, Zahlen gewälzt, Statistiken verglichen und ein bisschen gestaunt. Denn während in Wolfsburg schon jedes siebte Auto unter Strom steht, knattert man in Görlitz noch fast ausschließlich mit Verbrenner durchs Leben.
Deutschland lädt also auf, aber eben nicht überall gleich schnell. Hier ist mein Überblick, wie es wirklich um die E-Mobilität bei uns steht.
Zwischen Euphorie und Skepsis
Deutschland steht mitten in einem großen Umbruch. Während sich die einen bereits leise summend in ihrem Elektroauto durch die Straßen bewegen, tanken andere weiterhin Diesel oder Benzin – und können sich noch nicht vorstellen, dass ein Stromer sie zuverlässig von A nach B bringen könnte. Zwischen Euphorie und Skepsis verläuft eine klare Trennlinie, und die Zahlen zeigen, dass dieser Wandel alles andere als gleichmäßig geschieht.

Ein Blick in die Statistik
Wenn man auf die aktuellen Statistiken blickt, wird deutlich: Anfang 2025 sind in Deutschland rund 1,65 Millionen batterieelektrische Pkw zugelassen. Das entspricht etwa 3,35 Prozent des gesamten Fahrzeugbestands. Hinzu kommen fast eine Million Plug-in-Hybride, wodurch der Anteil aller Fahrzeuge mit Stecker auf etwa 5,25 Prozent steigt.
Vor fünf Jahren lag dieser Wert noch bei kaum messbaren 0,5 Prozent. Man könnte also sagen, die Entwicklung hat ordentlich Fahrt aufgenommen, doch gleichzeitig bleibt der Verbrennungsmotor mit über 43 Millionen registrierten Fahrzeugen der unangefochtene Platzhirsch.
Neuzulassungen als Hoffnungsschimmer
Ein Blick auf die Neuzulassungen zeigt immerhin, dass die Richtung stimmt. Monatlich kommen inzwischen über 20.000 reine E-Autos neu hinzu, dazu mehrere Tausend Plug-in-Hybride. Im ersten Halbjahr 2025 war bereits jedes sechste neu zugelassene Auto ein Stromer. Trotzdem reicht das noch lange nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen, die sich Politik und Industrie gesetzt haben.
Ladeinfrastruktur als Schlüssel
Ein entscheidender Faktor ist die Ladeinfrastruktur. Wer sein Auto regelmäßig laden möchte, braucht Sicherheit, dass die nächste Ladesäule nicht zu weit entfernt steht. Hier gibt es zwar positive Entwicklungen, aber auch große Unterschiede. Insgesamt zählt Deutschland inzwischen über 125.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte, Tendenz steigend. Allein von Ende 2023 bis Anfang 2025 legte die Ladeleistung um mehr als 20 Prozent zu, und gerade die Zahl der Schnellladepunkte wuchs deutlich.
Doch wer in Mecklenburg-Vorpommern lebt, findet nur etwa 94 Ladepunkte pro 1.000 Quadratkilometer, während Baden-Württemberg über 700 bietet. In Berlin ist die Dichte noch beeindruckender: Dort stehen mehr als 6.000 Ladepunkte auf engstem Raum zur Verfügung.
Regionale Unterschiede im Fahrzeugbestand
Diese Unterschiede spiegeln sich auch im Fahrzeugbestand wider. In Hamburg fährt bereits fast jedes zwanzigste Auto elektrisch, während in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die Werte bei unter zwei Prozent liegen.
Ähnlich sieht es in Thüringen aus, wo nicht einmal zwei von hundert Autos einen Akku unter dem Boden tragen. Gleichzeitig zeigen Bundesländer wie Hessen, Baden-Württemberg oder Bayern, dass eine Kombination aus Kaufkraft, Industriepräsenz und Infrastruktur das Wachstum antreiben kann.
Kaufkraft, Haltung und ihre Wirkung
Warum aber sind die Unterschiede so groß? Zum einen spielt die Kaufkraft eine zentrale Rolle. In Regionen mit höherem Einkommen fällt die Entscheidung für ein Elektroauto leichter, selbst wenn Anschaffungskosten und Unsicherheiten höher sind.
Wolfsburg, Heimat von Volkswagen, ist hier ein Paradebeispiel: Fast jedes siebte Auto fährt dort elektrisch. In weniger kaufkräftigen Regionen wie Görlitz bleibt es dagegen bei klassischen Verbrennern. Zum anderen hängt viel an der Einstellung der Menschen. Während bundesweit etwa fünf Prozent aller Befragten sagen, dass sie sich niemals ein Elektroauto kaufen würden, liegt diese Quote in Thüringen bei über zehn Prozent.
Politik als Taktgeber
Hinzu kommt die Politik. Förderprogramme haben in den vergangenen Jahren maßgeblich dazu beigetragen, die Neuzulassungen zu steigern. Doch sobald Förderungen gekürzt oder gestrichen werden, brechen die Zahlen ein. Auch das zeigt, wie sensibel der Markt noch reagiert. Gleichzeitig steht Deutschland vor der Herausforderung, bis 2030 zwischen 380.000 und 680.000 öffentliche Ladepunkte bereitzustellen. Momentan sind wir weit von diesem Ziel entfernt, auch wenn das geplante Deutschlandnetz mit 9.000 neuen Schnellladepunkten einen wichtigen Schritt darstellt.
Ein buntes Bild mit offenem Ende
Alles in allem lässt sich sagen: Deutschland fährt elektrisch, aber mit sehr unterschiedlichem Tempo. Städte und wohlhabendere Regionen sind klar im Vorteil, während ländliche Gegenden zurückfallen. Doch der Trend ist unübersehbar: Immer mehr Menschen wagen den Umstieg, die Infrastruktur wächst, und technologische Fortschritte verkürzen die Ladezeiten. Wenn Politik, Wirtschaft und Verbraucher an einem Strang ziehen, könnte der Punkt, an dem E-Autos wirklich zur Normalität werden, schon in wenigen Jahren erreicht sein.
Bis dahin bleibt das Bild bunt: vom Tesla im Berliner Stadtzentrum über den ID.4 in Wolfsburg bis zum Diesel-Golf in Görlitz. Deutschland steckt mitten in der Transformation, und wie schnell wir ans Ziel kommen, entscheidet sich nicht nur auf Autobahnen oder in Städten, sondern vor allem in den Köpfen der Menschen.
Benzin oder Strom? Ein ehrlicher Vergleich!
No responses yet