Warenimport - EU - UK

Wir wollten „nur mal schnell“ originale Land Rover Felgen aus England besorgen. Am Ende standen wir zwischen Zolltarifen, Ursprungsregeln, Lieferklauseln und der einen Frage, warum es plötzlich teurer wirkt als gedacht. Damit ihr nicht dieselben Stolpersteine beim Warenimport trefft, bekommt ihr hier unseren kompakten Leitfaden zum Import aus Nicht EU Ländern, also vor allem aus dem Vereinigten Königreich. Dazu gibt es außerdem einen kleinen Wegweiser für Oldtimer Importe.


Was beim Warenimport aus UK wirklich zählt

Seit dem 1. Januar 2021 gibt es zwischen der Europäischen Union und Großbritannien eine ganz normale Zollgrenze, trotz Freihandelsabkommen. Für Nordirland gilt eine Ausnahme, denn Lieferungen dorthin werden weiterhin wie innergemeinschaftliche Lieferungen behandelt. Deshalb braucht ihr für England, Schottland und Wales grundsätzlich eine Zollabfertigung in beide Richtungen, während für Nordirland Intrastat mit dem Code XI* und die übliche umsatzsteuerliche Handhabung ausreicht.

Für jede Sendung aus Großbritannien fallen Einfuhrumsatzsteuer und, abhängig von der Ware, eventuell Verbrauchsteuern sowie Zoll an. Paketdienste übernehmen die Abfertigung meist gegen eine kleine Auslagepauschale, und genau diese Position taucht später auf der Rechnung auf. Entscheidend ist, dass ihr schon vor der Bestellung die Lieferklausel klärt, denn bei DDP* trägt der Verkäufer alle Schritte bis zu euch, während bei DAP* die Einfuhrabgaben bei euch landen. So vermeidet ihr Missverständnisse, und ihr behaltet die Kosten im Blick.


Warenimport EU, Großbritannien und Nordirland

Für England, Schottland und Wales gilt das Drittlandsprinzip mit Ausfuhr aus der EU und Einfuhr nach GB, anschließend bei der Rücklieferung entsprechend umgekehrt. Für Nordirland bleibt es bei der Logik des Binnenmarkts. Das betrifft nicht nur den endgültigen Warenverkehr, sondern zum Beispiel auch Reparaturen, Berufsausrüstung, Messegut oder Lagerbewegungen. Wer Werkzeug mitnimmt, braucht folglich eine saubere zollrechtliche Behandlung, und zwar am besten mit Carnet ATA* oder mit einem passenden Verfahren ohne Carnet, damit die Wiedereinfuhr später reibungslos funktioniert.


Lieferbedingungen richtig wählen

Im Binnenmarkt war „frei Haus“ überschaubar. Im Verkehr mit einem Drittland bedeutet die gleiche Formulierung jedoch, dass der Lieferant die Zollabfertigung und zum Teil auch die steuerliche Registrierung im Empfängerland übernimmt. Der scheinbar komfortable Preis verdeckt dann häufig zusätzliche Formalitäten. Deshalb lohnt sich eine saubere Incoterms* Wahl. Für private Käufe ist DAP oft transparenter, weil ihr Abgaben und Gebühren direkt im Griff behaltet. Für geschäftliche Bestellungen sollten Zuständigkeiten klar im Vertrag stehen, und zwar inklusive der Verantwortung für Dokumente und Nachweise.


Warenimport, Zolltarif, Ursprung und Nachweise

Die Zollhöhe richtet sich immer nach der korrekten Warennummer. Ohne passende Codenummer bleibt jede Kalkulation ein Ratespiel. Das Handelsabkommen EU und UK sieht Zollfreiheit vor, allerdings nur für Waren mit präferenziellem Ursprung. Deshalb braucht ihr bei Werten über 6.000 Euro eine gültige Ursprungserklärung mit REX Nummer* auf EU Seite oder mit GB EORI* des britischen Lieferanten auf UK Seite. Wenn der Ursprung fehlt oder nicht anerkannt wird, gilt der normale Zollsatz. Außerdem solltet ihr bei Rückwaren die Belege der früheren Lieferung sicher ablegen, denn damit greift im Idealfall die Rückwarenregelung ohne Zoll und Steuer.


Kostenstruktur für den Warenimport in der Praxis

Unter 150 Euro Warenwert fällt in der Regel kein Zoll an, allerdings sehr wohl Einfuhrumsatzsteuer und gegebenenfalls Verbrauchsteuern. Geschenke zwischen 45 und 700 Euro werden pauschal angesetzt, wobei es sich tatsächlich um echte Geschenke von privat an privat handeln muss. Ab 150 Euro gelten die regulären Zollsätze, und die EU Steuer wird auf den Betrag inklusive Versand, Versicherung und Zoll berechnet. Zusätzlich erhebt der Zusteller eine kleine Abfertigungspauschale. So entsteht die Summe, die an der Haustür oder am Zollschalter fällig wird.

Wer sauber rechnen möchte, ermittelt zunächst den Zollwert aus Ware, Versand und Versicherung, wendet anschließend den Zollsatz an und berechnet danach die Einfuhrumsatzsteuer auf den Gesamtbetrag aus Ware, Nebenkosten und Zoll. Erst dann kommen die Dienstleistergebühren hinzu. Auf diese Weise vermeidet ihr Überraschungen, und ihr könnt Angebote realistisch vergleichen.


Formale Grundlagen für Unternehmen und ambitionierte Projekte

Unternehmen brauchen eine EORI Nummer, außerdem eine Anmeldung zur Abführung der Einfuhrumsatzsteuer. Rechnungen sollten vollständig sein, und zwar mit Absender, Empfänger, Warenbeschreibung, Warennummer, Ursprung, Wert und vereinbarter Lieferklausel. Das britische Zollsystem CDS orientiert sich am Unionszollkodex, deshalb sind die Datenanforderungen ähnlich. Häufige Stolpersteine sind offene Ausfuhrvorgänge, unklare Ursprungsangaben und Mehrfach Erklärungen mit falschem Gültigkeitsbeginn, die inzwischen zwar oft akzeptiert werden, aber trotzdem sauber vorbereitet sein müssen.


Konformität und Kennzeichnungen für den Warenimport

Für die EU sind Zertifikate britischer Prüfstellen nicht mehr gültig. Wer Produkte in der EU in Verkehr bringen möchte, braucht eine Bewertung durch eine benannte Stelle in der Union oder eine ordentliche Dossier Übertragung. In Großbritannien existiert das UKCA Zeichen, gleichzeitig bleibt die CE Kennzeichnung weiterhin akzeptiert. Parallel gilt die Exportkontrolle, weil Großbritannien rechtlich ein Drittland ist. Für gelistete Güter sind deshalb die passenden Genehmigungen erforderlich, während die Allgemeine Genehmigung EU001 in vielen Fällen eine spürbare Erleichterung bietet.


So kalkuliert ihr euren Warenimport, in unserem Fall Felgen

Zuerst bestimmt ihr die korrekte Warennummer für die Felgen. Danach prüft ihr, ob eine gültige Ursprungserklärung vorliegt und ob damit die Zollfreiheit aus dem EU und UK Abkommen greift. Anschließend ermittelt ihr den Zollwert aus Ware, Versand und Versicherung. Wenn keine Präferenz vorliegt, berechnet ihr den Zoll und danach die Einfuhrumsatzsteuer auf den Betrag inklusive Zoll. Am Ende addiert ihr die Abfertigungsgebühr des Paketdienstes. Mit dieser Reihenfolge habt ihr eine verlässliche Gesamtsumme, die ihr mit alternativen Szenarien vergleichen könnt.


Oldtimer importieren, kurz gefasst

Ein Oldtimer Import aus Großbritannien ist machbar, allerdings organisatorisch aufwändiger als früher. Auf eigener Achse wird es seit dem Brexit schwierig, weil britische Versicherungen Exportkennzeichen oft nicht mehr ausstellen und weil deutsche sowie britische Regelungen unterschiedlich interpretiert werden. Ein Transport auf dem Anhänger oder per Spedition ist deshalb die pragmatische Lösung.

Das Fahrzeug muss an der ersten Außengrenze der EU angemeldet und verzollt werden. Ohne vorherige Anmeldung weist euch der Zoll im Zweifel zurück. Einige Grenzzollstellen akzeptieren keine private Abfertigung, weshalb ihr in der Praxis mit einer Agentur arbeitet. Die Agentur braucht im Voraus Kaufvertrag, Zahlungsbelege, Fährbuchungen, Kopien der britischen Fahrzeugpapiere, die Reisedaten, die Kennzeichen von Zugfahrzeug und Anhänger sowie die ausgefüllten Formblätter für Oldtimer. Nach Ankunft meldet ihr euch telefonisch, erhaltet eine Verzollungsnummer und legt die Unterlagen ausgedruckt vor. Bei Rückfragen vermittelt die Agentur direkt mit der Zollstelle.

Bei Fahrzeugen mit Oldtimer Status gelten je nach Einfuhrland besondere Abgaben. Das Mindestalter liegt in vielen Regelungen bei etwa 30 Jahren. Jüngere Fahrzeuge unterliegen in der Regel der normalen Einfuhrumsatzsteuer und gegebenenfalls zusätzlich dem Zoll. Hinzu kommen Export und Transit Dokumente, Terminalabfertigung und die Agenturgebühr. Da die Verfahren nur werktags laufen, solltet ihr die Fährzeiten und die Öffnungszeiten der Zollstellen frühzeitig prüfen und genügend Zeitpuffer einplanen.


Checkliste Warenimport, am Beispiel Felgen aus UK (für private Käufer)

  1. Verkäufer prüfen und Lieferklausel eindeutig festlegen, idealerweise DAP für klare Kosten.
  2. Warennummer recherchieren und, wenn möglich, eine gültige Ursprungserklärung anfordern.
  3. Gesamtkosten kalkulieren, also Ware, Versand, möglicher Zoll, Einfuhrumsatzsteuer und Dienstleistergebühr.
  4. Zustellart klären, denn an der Haustür kassiert der Zusteller, während am Zollamt die Abfertigung vor Ort erfolgt.
  5. Alle Belege aufbewahren, damit ihr bei Rückfragen oder Rückwaren schnell reagieren könnt.

Checkliste Oldtimer Import in Kurzform

  1. Transport auf Anhänger oder per Spedition planen und die Route mit EU Ersteintritt festlegen.
  2. Eine Agentur beauftragen, die die Verzollung vornimmt, und die Unterlagen mehrere Wochen vorher einreichen.
  3. Abgaben und Sonderregeln des Einfuhrlands für Oldtimer prüfen, außerdem das Mindestalter bestätigen.
  4. Grenzzeiten beachten, die Unterlagen in Papierform mitnehmen und eine telefonische Erreichbarkeit sicherstellen.
  5. Mit Verzögerungen rechnen, früh buchen und die Preisentwicklung bei Fähren und Gebühren im Auge behalten.

*Code XI , das Kürzel für Nordirland im Warenverkehr

XI ist das offizielle Kennzeichen für Nordirland in Zoll-, Umsatzsteuer- und Statistikprozessen seit dem Brexit. Es trennt Nordirland klar vom restlichen Vereinigten Königreich, das mit GB geführt wird.

  • Wozu? Für Intrastat-Meldungen, EORI-Nummern (z. B. XI EORI) und diverse Zollanmeldungen, weil Nordirland bei Warenbewegungen teilweise weiterhin nach EU-Binnenmarktsystematik behandelt wird.
  • Merksatz: GB steht für das Vereinigte Königreich ohne Nordirland, XI markiert Nordirland innerhalb der EU-Warenregeln.

Kurz: Wenn es um Waren geht, ist XI der Code, der Nordirland zollrechtlich sichtbar macht.

*DDP, geliefert, erledigt, bezahlt

Bei DDP („Delivered Duty Paid“) nimmt der Verkäufer alles auf sich: Transport bis zum vereinbarten Ort im Importland und die komplette Einfuhrabwicklung inklusive Zöllen und Steuern. Der Käufer unterschreibt bei Ankunft und das war’s. In der Praxis heißt das für den Verkäufer oft auch: sich im Empfängerland steuerlich registrieren und sämtliche Formalitäten im Hintergrund managen.

*DAP, geliefert, aber Abgaben offen

DAP („Delivered at Place“) bedeutet: Der Verkäufer bringt die Ware bis zum benannten Bestimmungsort und trägt dafür Kosten und Risiko. Ab dort ist der Käufer am Zug: Er übernimmt Zollabfertigung und Einfuhrabgaben (EUSt, ggf. Verbrauchsteuern). Kurz: Anlieferung komfortabel, aber die Rechnung vom Zoll kommt zu euch.

*Carnet ATA, der Reisepass für eure Ausrüstung

Ein Carnet ATA ist im Grunde der Zollreisepass für Dinge, die ihr vorübergehend ins Ausland mitnehmt und anschließend wieder zurückbringt. Dazu zählen zum Beispiel Berufs- und Messeausrüstung oder Warenmuster. Mit dem Heft reist ihr abgabenfrei ein, weil ihr weder nationale Zolldokumente beantragen noch Sicherheiten hinterlegen müsst, das spart Zeit, Nerven und oft auch Geld. Beantragt wird das Carnet bei eurer IHK, und in der Regel gilt es ein Jahr. Wichtig ist nur: Es ist für temporäre Verwendungen gedacht. Also rein, zeigen, nutzen, und wieder raus.

*Incoterms, die Spielregeln des Warenwegs

Die Incoterms sind internationale Standardklauseln der Internationalen Handelskammer (ICC). Sie legen fest, wer welche Kosten trägt, wer welches Risiko übernimmt und wer welche Pflichten rund um Verpackung, Transport, Aus- und Einfuhrformalitäten hat. Ergebnis: weniger Missverständnisse, klarere Angebote – und Verträge, die auch an der Grenze noch Sinn ergeben.

*REX, die Registrierung, damit eure Ursprungserklärung zählt

Das Verfahren des registrierten Ausführers (REX) ist die Grundlage, damit ihr in bestimmten Abkommen Ursprungserklärungen selbst auf der Rechnung abgeben könnt. Eingesetzt wird es unter anderem im CETA mit Kanada, im EU Japan EPA und im TCA mit dem Vereinigten Königreich. Außerdem nutzt die EU es im Allgemeinen Präferenzsystem für Entwicklungsländer sowie im Handel mit den Überseeischen Ländern und Gebieten.

Wichtig ist die Abgrenzung: Anders als der ermächtigte Ausführer ist REX kein bewilligungspflichtiger Status. Es reicht, dass euer Unternehmen im REX System registriert ist, damit ihr die Erklärung zum Ursprung rechtskonform selbst ausstellen dürft.

Die Registrierung beantragt ihr in der EU bei eurem zuständigen Hauptzollamt. Dafür gibt es das Formular 0442. Sobald ihr eingetragen seid, verwendet ihr eure REX Nummer auf der Ursprungserklärung, und zwar genau in den Fällen, in denen das jeweilige Abkommen sie verlangt. So spart ihr euch separate Präferenznachweise, und eure Sendung bleibt zollrechtlich sauber.

*GB EORI, eure Zoll Nummer für Großbritannien

Eine GB EORI ist die britische „Economic Operators Registration and Identification“ Nummer. Ihr braucht sie, sobald ihr für Importe oder Exporte nach Großbritannien Zollanmeldungen abgebt. Sie identifiziert euch gegenüber dem britischen Zoll HMRC, ähnlich wie die EU EORI in der Union, ist aber separat.

  • Wer braucht sie: Unternehmen, die Waren in das Vereinigte Königreich einführen oder ausführen und dabei als Anmelder auftreten. Eine EU EORI reicht dafür nicht aus.
  • Format: Beginnt mit GB, gefolgt in der Regel von eurer britischen VAT Nummer und 000. Ohne VAT Registrierung vergibt HMRC eine passende GB EORI in eigenem Nummernformat.
  • Sonderfall Nordirland: Für Warenbewegungen unter den NI Regeln kommt oft eine XI EORI zum Einsatz.
  • Beantragung: Online bei HMRC, schnell erledigt und kostenfrei, Voraussetzung ist ein Government Gateway Zugang.

Kurz gesagt: Ohne GB EORI keine eigene Zollanmeldung in UK. Mit ihr läuft die Abfertigung deutlich strukturierter.

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