Audi und Mercedes Benz

Es klingt fast wie ein Hollywood-Drehbuch: eine Marke, die einst Teil eines anderen Imperiums war.
Ein Motor, der heimlich seinen Ursprung bei einem Rivalen hat.
Ein Auto, das auf dem Markt auftritt, als gehöre es zur Zukunft, dabei steckt die Vergangenheit in ihm. Genau so eine Geschichte habe ich für euch ausgegraben: wie Audi, besser gesagt die damalige Auto Union GmbH, von Mercedes übernommen wurde und wie im ersten Nachkriegs-Audi ein Motor mit Mercedes-Genen schlummerte. Viel Spaß bei: Audi und Mercedes-Benz.


Kapitel 1, vom Ringe-Club zum Stern-Partner

Nach dem Zweiten Weltkrieg steht Auto Union, Nachfahre der Marken Audi/DKW/Horch/Wanderer, in Westdeutschland vor großen Problemen. Der Großteil der früheren Geschichte, Modelle und Produktionsstätten ist verloren.

Doch 1958 übernimmt Daimler‑Benz (also Mercedes-Benz) eine Mehrheitsbeteiligung an Auto Union. Der Stern übernimmt die Ringe und plötzlich befindet sich Auto Union auf ungewöhnlichem Terrain.

Was bedeutet das für beide Marken?

Für Auto Union war es zunächst eine Rettung!
Zugang zu Kapital, Technik und auch Prestige. Für Mercedes war es ein strategisches Investment.
Im Schatten dieser Übernahme formte sich eine zweite Geschichte: die Transformation von DKW-Zweitaktmotoren hin zu einem Viertakt-Motor, ursprünglich bei Daimler­ entwickelt.


Kapitel 2, der geheime Motor mit dem Stern

Während Auto Union noch Autos mit Zweitaktmotoren unter DKW und Audi baute, begann Daimler im Hintergrund an einem Viertaktmotor, einem sogenannten Mitteldruckmotor, zu arbeiten. Genau dieser Motor wurde Teil der Allianz: Er wurde bei Auto Union eingesetzt, als die Marke Audi wiederbelebt wurde.

Mit anderen Worten: Unter der Haube eines Audi, der nun auf den Markt kam, steckte ein Motor mit Mercedes-Vorläufer. Kein offizieller Lizenz-Fall, aber eine technische Verbindung, die bei vielen Automobil­enthusiasten heute noch für Überraschung sorgt. Die Presse schrieb damals: „Im Audi 100 steckt auch ein Mercedes“.


Kapitel 3, der große Audi 100: Vier Ringe ein Stern

1968 kommt der erste große Audi mit der Typbezeichnung Audi 100 (C1) auf den Markt. Entwickelt bei Auto Union (Ingolstadt), mit Blick auf die eigene Zukunft. Doch stilistisch und technisch zeigen sich klare Spuren der Mercedes-Ära: Karosserieformen, Ausstattung, Anmutung, die Fachpresse sprach davon, dass der Audi 100 wie „ein kleiner Mercedes“ wirkte.

Was heißt das konkret? Der Audi 100 war groß, komfortabel, gehoben. Vier Sitze, ordentlich Raum, Technik, die nicht mehr dem Kleinstwagen entsprach. Zugleich aber vertraut: Frontantrieb (bei Mercedes damals rar) aber eben auch technische Komponenten, die noch aus älteren Tagen stammten. Ein Auto, das sich nach oben orientierte, mit einem Fuß in der Vergangenheit, mit Blick auf das Morgen.

Hier findet ihr die original Broschüre vom Audi


Kapitel 4, Ironie, Leidenschaft, Automobilgeschichte

Ist das nun eine Geschichte von Verrat? Keineswegs. Vielmehr zeigt sie: Automobilgeschichte ist selten linear. Marken-Identitäten verschmelzen, Technik wandert, Kooperationen verstecken sich hinter Logos. Audi war nicht einfach ein neuer Player, sondern ein Unternehmen mit Vergangenheit, Übernahmen, Technik-Transfers. Dass Mercedes-Gene in einem Audi wirken, macht das Ganze nur umso reizvoller.

Wenn ich heute einen Audi 100 sehe, dann denke ich nicht nur an die Marke mit den vier Ringen. Ich sehe ein Stück Automobilgeschichte, in dem Mercedes-Technik, Ingolstädter Ingenieurgeist und der Mut zur Neuorientierung zusammenkommen. Und ich finde: Das macht Autos nicht nur fahrbar, sondern erzählbar.


Fazit

  • Ja, Audi war Teil von Mercedes, genau genommen gehörte Auto Union über Jahre zu Daimler-Benz.
  • Ja, im ersten Nachkriegs-Audi bzw. in den frühen Audi-Modellen findet sich Technik, die bei Mercedes ihren Ursprung hatte.
  • Und ja: Dieser technische und historische Zusammenhang macht aus dem Audi 100 mehr als nur ein Auto. Es macht ihn zu einem Kapitel kooperativer Automobilgeschichte, das man kennt aber selten erzählt.

Wenn ihr also das nächste Mal einen Audi mit Blick habt und die vier Ringe betrachtet, denkt kurz an den Stern. Denn Technik kennt keine Marken-Grenzen und Geschichte schreibt sich oft zusammen.

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