Land Rover Discovery II

So, liebe Leute: heute geht’s los. Das Projekt Restauration Discovery II oder auch „Recovery Discovery“ ist offiziell gestartet. Ja, wir haben uns natürlich als allererstes die Domain gesichert (Agentur-Reflex, wir können nicht anders). Bevor wir euch in den nächsten Tagen, Wochen und… seien wir ehrlich… vermutlich auch Jahren zeigen, wie wir unseren Discovery II, Baujahr 1999, Ex-Bundesgrenzschutz, wieder auf die Straße bringen und halbwegs ansehnlich machen, hier der notwendige Prolog samt Selbstzweifeln.

Worum’s uns geht (und warum das nicht nur Nostalgie ist)

Wir wollen das Auto so weit wie möglich mit bereits produzierten Teilen wiederbeleben, sprich: gebrauchte, aufgearbeitete Komponenten statt Neuteile im Warenkorb. Zielbild: ein Fahrzeug, das sich beim CO₂-Fußabdruck mit einem Neuwagen messen kann. Parallel versuchen wir zu berechnen, ab wann sich ein Neuwagen überhaupt „rechnet“ und wann es sinnvoller ist, vorhandene Ressourcen zu nutzen. Es wird Zahlen geben, Diagramme, vielleicht Tränen, alles der Reihe nach.

Frühjahr 2025: Der Fund (und die rosarote Froschbrille)

Nach einer endlosen Suche werden wir in Süddeutschland fündig: Ein Händler, spezialisiert auf Gemeindefahrzeuge, bietet einen Discovery II vom Bundesgrenzschutz an. Auf den Fotos: grün wie ein Frosch im Tarnanzug, gezeichnet von Jahren an der Grenze, im Wald und gefühlt überall wo es dreckig ist. Sah aber „irgendwie vernünftig“ aus. (Spoiler: „irgendwie“ ist ein dehnbarer Begriff.)

Hinfahrt ohne Drama, das Drama wartet ja schon

Bahnticket, acht Stunden Fahrt, null Verspätung (ja, das gibt’s). Westlich von Bayreuth holt uns der Verkäufer ab. Erster Blick aufs neue „Baby“, oder besser: auf die Baustelle, die später mal unser Baby wird.

Bestandsaufnahme: Liebe auf den zweiten Blick (der dritte war skeptisch)

Außen: kein sichtbarer Rost, schon mal unerwartet positiv.
Verglasung: Hinten und an Dach/Seiten Verbund-/Kunststoffscheiben (bruchfest, sagt man), vorn klassisches Glas und durchsichtig, im Gegensatz zu den Kollegen aus der Kunststoffabteilung.
Innen: Sitze in elegantem Grau, allerdings mit Patina „zu heiß gewaschen“. Beim Beifahrersitz ist die Sitzfläche nach oben gewandert, darunter grüßt der Sitzunterbau.
Haltung: Der Wagen steht schief. Nachfrage? „Die Synchronisation vom Fahrwerk konnte Land Rover nicht machen, keine Zeit. Die gelbe Lampe? Ignorieren. Fährt trotzdem.“ Es gibt einen kleinen Rabatt, angeblich für die banale Synchronisation in Hamburg. Unser Bauchgefühl nickt unsicher.

Dachkonsole, Löcher, Kabelsalat

Obenrum wird’s kreativ: Die Dachkonsole wirkt wie Eigenbau. Ein grauer Kasten, großflächig mit schwarzem Tape umwickelt, vermutlich um eine kleine Mondlandschaft aus Bohrungen zu kaschieren. Apropos Löcher: Im Dach innen ist tatsächlich noch eins, aus dem ein heiteres Kabel baumelt. Wir tippen spontan auf die Stromzufuhr fürs Blaulicht, ohne dem Draht jetzt schon hinterherzukriechen.

Der Innenraum insgesamt: eher verwüstet als patiniert. Es wirkt, als hätte es beim Bundesgrenzschutz mal einen internen Wettbewerb gegeben, wer die meisten Löcher in ein Auto bohren kann, ohne dass es auseinanderfällt. Wird schon alles seinen Zweck gehabt haben. Immerhin: Die zwei Kästen im Dachhimmel sind, zugegeben, ziemlich cool. Was auch immer da früher drin war, es war abschließbar. Wir tippen auf BGS Kram, fühlt sich beim Öffnen jedenfalls nach „dienstlich, bitte nicht anfassen“ an.

Die Sitze erzählen ihre eigene Geschichte: Fahrerseite elektrisch in alle Richtungen verstellbar (wenn er will), Beifahrerseite eher in unserer Fantasie. Passt zum Gesamtbild: viel Potenzial, reichlich Fragezeichen und genug Stoff für die nächsten Kapitel.

Räder/Reifen: Fertig. Eventuell zusammenhängend mit dem Baujahr 2009 der Pneus.
TÜV: Neu. Wie? Das evaluieren wir später, wenn wir zu viel Freizeit und starke Nerven haben.

Papiere, bitte, tschüss und dann ab zur Tankstelle

Kaufvertrag unterschrieben, Schlüssel übernommen, los. Erste Station: Tanken.
Fun Fact: Der Tankdeckel lässt sich innen öffnen, aber nur mit Teamarbeit wieder schließen. Eine Person drückt innen den Knopf, die andere hält draußen die Klappe zu. Klick. Läuft… irgendwie.

Autobahn: 80 gut, 90 besser, dazwischen Samba

Erster Fahreindruck: bis 80 km/h alles fein, dann Wackeln, ab 90 wieder ruhig.
Telefonische Ferndiagnose: „Hoffentlich nur Unwucht. Klingt nach einem Tempofenster.“ Wir hoffen mit.

Radio: empfängt gefühlt nur Sender aus dem Nachbarauto. Nach fünf Minuten wechselt der Sender, oder die Stimmung. Zum Glück: Bluetooth. Eigene Musik, halbe Miete.

Sozialstudie im Verkehr

Der Discovery fällt auf. Einige fahren plötzlich sehr langsam (vermutlich Bundesgrenzschutz-Flashbacks), andere winken oder zeigen den Daumen hoch. Von innen wirkt’s eher wie solidarisches Mitleid. Wir nehmen’s, jede Form der Zuneigung hilft.

Ankunft Hamburg: Die Stunde null

Nach acht Stunden, diversen Pausen und überraschend vielen Gesprächen auf Rastplätzen („Was ist das für ’ne Kiste?“) rollen wir in Hamburg ein. Projektstart. Werkbank frei, Excel an, Humor auf Anschlag.

Restauration Discovery II
Wird’s hübsch? Wird’s teuer? Ja.
Wird’s gut? Wir finden’s raus und ihr kommt mit.


Nächste Schritte:

  • Fahrwerk prüfen (Schiefstand, Synchronisation, gelbe Lampe, alles was scheppert).
  • Reifen/Räder neu auswuchten (oder gleich ersetzen, 2009 ist ein Statement).
  • Tankdeckelmechanik instand setzen (Teamarbeit ist schön, aber nicht beim Tanken).
  • Innenraum: Sitzaufbau checken, Bezüge retten oder ehrlich ersetzen.
  • TÜV-Unterlagen sichten und To-do-Liste ableiten.

Wenn ihr Tipps hab, immer her damit, ihr lachen wollt, bleibt dran. Wenn ihr beides wollt, perfekt, wir auch. Weiter geht’s dann demnächst auf diesem Kanal. mit unserem Projekt Restauration Discovery II.

1. Teil Wie alles begann: Land Rover Discovery I

2. Teil Eine Geschichte voller Entdeckungen, Teil 2: Der Land Rover Discovery II

3. Teil Eine Geschichte voller Entdeckungen, Teil 3: Der Land Rover Discovery 3

4. Teil Eine Geschichte voller Entdeckungen, Teil 4: Der Land Rover Discovery 4

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